Der Rede wert
Drei Redepulte in Anlehnung an die Leipziger Disputation

Das Denkmal besteht aus drei verschiedenen Redepulten. Diese sind umgeben von einer dreiteiligen Betonbank, welche 70cm breit und 50cm hoch ist und einen Durchmesser von 7m aufweist. In der Mitte des Betonrings ist ein 10cm breites Schriftband aus Bronze eingefasst. Der zur Innenseite hin mittels LED Lichter leuchtende Betonring ist an drei Stellen geöffnet. Diese Öffnungen sind 70cm breit und entsprechen der Grundfläche der Redepulte.

Mit unserem Entwurf beziehen wir uns auf die Leipziger Disputation.
Wir ergänzen zwei Redepulte um ein drittes und erweitern damit den Dialog um eine dritte Position. Damit setzen wir dem dualistischen Prinzip, einem „Schwarz-Weiß-Denken“, das Stereotypen und Vorurteilen Vorschub leistet ein pluralistisches Denken entgegen. Vielfalt, Offenheit, Toleranz setzen wir quasi versinnbildlicht durch die drei unterschiedlichen Redepulte und den implizierten Positionen methodisch voraus bzw. erschaffen sie.

Veranstaltungsreihe mit partizipatorischem Anteil
In dem Artikel „Ein Bild von einem Mann“ in dem sich Ulbricht Justus H. anhand von Lutherdenkmälern kritisch mit der Lutherverehrung auseinandersetzt, kommt er zu einem versöhnlichen Schluss: „Vielleicht
aber ist Luthers Vieldeutigkeit auch das Zeichen seiner Klassizität. „Klassisch“ am Umgang mit dem Theologen dürfte sein, dass jede nachwachsende Generation immer wieder neue Fragen an ihn und sein Denken stellt.“

Um diesen Fragen nachzugehen und die Auseinandersetzungen um die Reformatoren Luther und Melanchthon und das Thema der Reformation einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, initiieren wir vor Ort eine zeitlich begrenzte Veranstaltungsreihe. In dieser Reihe werden Kirchengemeinden, Religionsvertreter*innen, Initiativen, Gruppierungen, Bildungsinstitutionen und Vereine gebeten, eigene Disputationen vorzubereiten und zu halten. Auch Formen von Slam-Poetry oder z.B. die Nutzung der Redepulte als Notenständer für Musikerinnen ist methodisch denkbar.

Ziel der Veranstaltungsreihe ist nicht nur vor Ort die Diskussionen zu „eröffnen“, sondern den Besucherinnen und Vortragenden eine Anregung zu geben, sich selber damit auseinanderzusetzen, was auf dem Bronzeschriftband stehen könnte. Also z.B. welche Zitate, Satzfragmente und Wörter. Hier zeigt sich auch die praktische Aneignung von Kunst im öffentlichen Raum.

Wir wollen nicht unsere eigenen Vorstellungen auf dem Schriftband verwirklichen, sondern die Reformation in der Öffentlichkeit zur Sprache bringen.
Die Künstlerinnen sehen die Notwendigkeit darin, die Leerstellen als quasi dritte Position über den Dialog zu besetzen. Unsere künstlerische Setzung besteht in der Auswahl aus den Vorschlägen.

Während der Veranstaltungen wird es einen Internet-Blog und eine temporäre Anschlagtafel geben. Diese wird später durch eine mehrsprachige Informationstafel ersetzt. Auf dieser wird u.a. auch zum Luther-Melanchthon-Denkmal von Johannes Schilling Bezug genommen.